Im 137. Jahr beweist die Traditionsveranstaltung einmal mehr, dass sie mit der Zeit geht, und hebt ab. Vom 22. bis 30. Juni 2019 gehen bei der Kieler Woche neben den olympischen und 17 internationalen Klassen, den 2.4mR und den Offshore-Klassen auch Kiter sowie Foiling-Klassen an den Start.
Im Bereich Foiling wird die Kieler Woche für die Einheitsklasse Waszp, die Konstruktionsklasse Moth und zusätzlich „offen“ ausgeschrieben, bei den Kitern für die Foiling-Kites und die traditionellen Non-Foiling-Kites (Lowrider). „Unser Ziel war es immer, alle olympischen und attraktiven Klassen auszuschreiben. Kiten steht für 2024 auf dem olympischen Programm, und Foilen gehört zu den spektakulärsten Formen des Segelns“, so der Organisationsleiter der Kieler-Woche-Regatten, Dirk Ramhorst.
Dabei wird den Foilern eine Bahn gehören. Neben den Waszp und Moth mit ihren Center-Foils sind für die dritte Gruppe auf der Bahn kaum Grenzen gesetzt. Die Organisatoren denken an neue Flieger wie Foiling Dinghy, F101 oder Skeeta.
Das Foiling Dinghy ist seit diesem Jahr auf dem Markt, hatte in Friedrichshafen seine Premiere und soll die Lücke zwischen dem olympischen Laser und den fliegenden Motten füllen. „Das Boot ist so einfach wie ein Laser oder eine Europe zu segeln, ohne dass man an den Foils etwas verstellen muss“, erklärt Thilo Keller, Schiffbau-Ingenieur an der TU Berlin und erfolgreicher A-Cat-Segler. Schon nach ein paar Monaten war eine zweistellige Zahl des Foiling Dinghy (3,85 Meter Länge, 1,80 Meter Breite, 30 Kilo) verkauft.
Der foilende Tri F101 wird in England produziert und kann nicht kentern. Mit einer Breite von 2,55 Metern kann der Tri, ohne auseinander gebaut werden zu müssen, auf einem Trailer transportiert werden.
Das Fluggerät Skeeta wird bei Foiling Crafts in Melbourne (Australien) hergestellt. Die 43,5 Kilogramm leichte Flunder ist eine GFK-Konstruktion mit Carbon-Verstärkungen. Foils und Rigg sind aus Kohlefaser. Bei der Skeeta (3,35 Meter lang und 1,35 Meter breit) sind die T-Foils an Schwert und Ruder aufgesteckt. Werden sie abgenommen, wird die Skeeta zum „Lowrider“.
Einheitsklassen-Potential hat die Waszp. Seit 2010 hat der Konstrukteur Andrew McDougall an der Waszp (Wespe) gearbeitet. Vogelschwingen an den T-Foils und verstellbare Ausreitflügel (von waagerecht für den Anfang bis schräg zum maximalen Spaß) sind zwei Kennzeichen des Foilers. Der Hamburger Bootshändler Ferdinand Ziegelmayer hat den Volks-Foiler ins Programm aufgenommen und präsentierte ihn erstmals in diesem Jahr auf der boot Düsseldorf. Die Waszp ist die kostengünstige (12.500 Euro) und robuste Variante der Foiling-Motten, die in Kiel auf derselben Bahn starten werden.
Die Motten hatten bereits 2008 ihren ersten Auftritt bei der Kieler Woche. Jetzt gibt es ein Wiedersehen. Die International Moth Class (Motte) ist eine Einhand-Segelbootklasse mit einer Länge von 3,35 m und einer Breite von max. 2,25 m, unter dem Rumpf sind zwei Tragflügel montiert. Die einzige vom Weltsegler-Verband anerkannte Einhand-Jollen-Konstruktionsklasse ist vor allem bei 49er-Seglern sehr beliebt. Die Motten erreichen Spitzengeschwindigkeiten von über 35 Knoten (65 km/h).
Auch das Kiten erlebt nach langer Pause (2008 und 2012) ein Revival zur Kieler Woche. Im olympischen Jahr 2012 bot die Kieler Woche im Rahmen des Sailing World Cups den Kitern die Möglichkeit, sich zu präsentieren. Nun nimmt die Kieler Woche die Kiter mit Blick auf die Olympischen Spiele 2024 wieder ins Programm. Ob Foiling Kite oder non-foiling TwinTip hängt auch von den Entscheidungen der Weltsegler-Verbandes in diesem Jahr ab. Die Disziplin Kite-Mix wurde im Mai als olympische Disziplin für 2024 vom Weltverband benannt. So werden die Kiter, die bereits für die Spiele vor Rio für sechs Monate einen olympischen Status hatten und dann vor dem ersten Auftritt wieder weichen mussten, bei den Olympischen Spielen in Frankreich (Marseille ist Austragungsort der Segelwettkämpfe) um Medaillen kämpfen.
„Natürlich liegt uns etwas an der Zusammenarbeit mit World Sailing, und wir möchten in der Kieler Woche den zukünftigen olympischen Klassen die Möglichkeiten geben, sich zu präsentieren und zu regattieren“, so Organisationsleiter Ramhorst.
Wer die Lenkdrachen live erleben will, wird nach dem jetzigen Plan vor Surendorf die Chance dazu haben. Die Kite-Regatten werden in der ersten Hälfte der Kieler Woche ausgetragen. Aufgrund der zeitlichen Nähe zum World Cup heben die Drachen auf der Ostsee von Samstag, 22. Juni, bis Montag, 24. Juni, vor Kiel ab. Die Foiler starten in der zweiten Hälfte von Mittwoch, 26. Juni, bis Sonntag, 30. Juni.