Ein freudiger Tag für den deutschen Tennissport. Die Kielerin Angelique Kerber (30, WTA 11) gewinnt als erste deutsche Spielerin seit Steffi Graf vor 22 Jahren das bekannteste Tennisturnier der Welt in Wimbledon. Damit revanchiert sich die ehemalige Weltranglistenerste aus Schleswig-Holstein für ihre Niederlage vor zwei Jahren an gleicher Stelle und bezwingt die siebenmalige Wimbledon- und 23-malige Grand Slam-Siegerin Serena Williams (36, WTA 181) mit 6:3, 6:3 souverän.
Zur Chronologie: Das Endspiel startet rund zwei Stunden später als geplant. Aufgrund der Fortsetzung des zweiten Herren-Halbfinals zwischen Novak Djokovic und Rafael Nadal betreten Kerber und Williams den Centre Court erst um 16:05 Uhr Londoner Ortszeit. Kerber agiert von Beginn an entschlossen, spielt wesentlich sicherer als ihre amerikanische Kontrahentin und ist ihr insbesondere in den längeren Rallys deutlich überlegen. Gerade einmal fünf unerzwungene Fehler leistet sich Kerber, bei Williams sind es 24. Um 17:21 Uhr, nach gerade einmal 65 Minuten Spielzeit, landet ein Rückhand-Return der Amerikanerin im Netz – Kerber ist Wimbledon-Siegerin.
„Heute ist der schönste Tag meiner Karriere. Ich bin überglücklich. Schon als kleines Kind wollte ich Wimbledon gewinnen und jetzt habe ich mir den Traum erfüllt und stehe hier mit dem Pokal“, so eine sichtlich gerührte Kerber im TV-Interview mit dem ZDF. Kerber weiter: „Heute war ich so nervös wie noch nie. Selbst beim Matchball habe ich versucht, nicht daran zu denken, dass es der Matchball ist. Danach konnte ich es nicht fassen.“
Für die Kielerin, die beim letzten Wimbledon-Titel ihres großen Idols Steffi Graf gerade einmal acht Jahre alt war, ist der Triumph im All England Club der dritte Erfolg auf Grand Slam-Ebene – nach den sensationellen Siegen 2016 in Australien und New York.
„Ich freue mich wahnsinnig für Angie. Ein Wimbledon-Triumph ist der Traum einer jeden Tennisspielerin. Sie hat sich diesen Traum erfüllt“, jubelt auch Head of Women’s Tennis Barbara Rittner am Mikrofon im ZDF. „Angie hat sich diesen erneuten Erfolg durch knallharte Arbeit verdient. Und sie schickt damit die beste Botschaft an die junge Generation unserer Nachwuchsspielerinnen und zeigt: Hartes Arbeiten wird belohnt.“
Auch ihr Pendant bei den Männern und dreimaliger Wimbledon-Sieger, Boris Becker, zeigt sich begeistert: „Das ist ein historischer Sieg von Angelique Kerber. Wir mussten 22 Jahre auf einen weiteren deutschen Erfolg im Einzel hier warten. Hoch soll sie leben, unsere Angie!“
DTB-Präsident Ulrich Klaus, der den Triumph der deutschen Spitzenspielerin ebenfalls live vor Ort erlebte, spricht von einem Tag, „der die große und erfolgreiche deutsche Tennis-Geschichte um ein herausragendes Ereignis bereichert“. Klaus weiter: „Wir sind stolz und glücklich, dass es Angelique geschafft hat, sich ihren großen Traum von einem Wimbledon-Triumph zu erfüllen. Schon vor zwei Jahren hat Angelique mit ihren fantastischen Erfolgen dazu beigetragen, dass unser Tennissport wieder mehr in das öffentliche Interesse gerückt ist. Heute blickt wieder einmal die gesamte Sportwelt auf die Tennisnation Deutschland.“
Übertragen wurde nicht nur der Triumph Kerbers sondern bereits zuvor die rund zweistündige Verlängerung des Herren-Halbfinals sowohl beim Rechteinhaber Sky als auch im ZDF. „Für die deutschen Tennisfans war dieser Tag ein perfektes Szenario. Eine deutsche Spielerin gewinnt nach 22 Jahren den Titel in Wimbledon – und ein öffentlich-rechtlicher Sender überträgt live“, so Ulrich Klaus.
Angelique Kerber wird durch den Titelgewinn in Wimbledon ab Montag als Nummer vier der WTA-Weltrangliste geführt. In der Jahreswertung der besten Spielerinnen 2018 steht sie nun auf Platz zwei. Ihr dritter Grand Slam-Titel ist gleichzeitig der 12. Turniersieg ihrer Karriere.