Tennis: Alter Schwede, waren die gut…

Der Dezember 1988: Tolle Tage hat das deutsche Tennis schon hinter sich, als es auf Weihnachten zugeht – sogar die größte Leistung, die eine Sportlerin überhaupt jemals in einer Saison geschafft hat, ist in den Chroniken festgeschrieben – der Golden Slam von Steffi Graf.

 

Im schwedischen Göteborg im Scandinavium tritt das Team um Davis Cup-Kapitän Niki Pillic als Außenseiter gegen Mats Wilander und Co an. Schon nach zwei Tagen und einer 3:0-Führung wird das Unfassbare wahr, es ist genau 17.17 Uhr am 17. Dezember 1988, als mit dem verwandelten Matchball des Doppels Boris Becker/Eric Jelen gegen Stefan Edberg/Andres Jarryd der schwarz-rot-goldene Außenseiter mit einem Mal die Nummer eins in der Welt ist. „Es hat nicht viele bessere Momente in meinem Tennisleben gegeben“, sagt Becker noch heute. Der Kopf der Truppe, zu der noch Carl-Uwe Steeb und Patrik Kühnen und der bereits erwähnte Eric Jelen gehören.

 

Bis zu diesem Dezemberwochenende war das Tennisjahr 1988 bei den Herren ein schwedisches Jahr. Mats Wilander hatte die Grand Slam-Titel in Melbourne, Paris und in New York gewonnen, er war auch die unangefochtene Nummer eins der Weltrangliste. Edberg hatte Becker in Wimbledon besiegt, alle vier Majorpokale waren in der Hand des Trekrona-Teams. Und Edberg/Jarryd, sie notierten in den Charts auch noch als das beste Doppel der Welt. Aber die Tennis-Länderkämpfe an drei Tagen haben ihre eigenen Gesetze, keiner hat das besser als Pilic beschrieben, mit seinem Spruch, wonach der „Davis Cup ein komisches Tier“ sei.

 

Wilander würde das  noch heute unterschreiben. 2:0 führte er nach Sätzen in der Auftaktpartie gegen „Charly“ Steeb, er lag dann viel später, im fünften Satz, auch noch einmal 5:2 vorn, hatte sogar Matchball. Aber der umjubelte Sieger hieß schließlich Steeb. Er konnte die Partie drehen – mit gerade einmal 21 Jahren. Steeb gilt seitdem als „Held von Göteborg“, er schafft das Fundament für den KO der Schweden. „Ich habe heute noch viele Szenen bildlich vor Augen“, sagt Steeb, „und ich erinnere mich noch genau, wie unglaublich ruhig es plötzlich in der riesigen Halle war. Nur unser Freudengeschrei war zu hören.“

So geht es weiter: Becker fertigt Edberg in drei Sätzen ab, es ist eine energiegeladene, entschlossene Leistung des Leimeners zur 2:0-Führung. Jetzt fehlt noch ein Sieg und die kleine Sensation wäre perfekt. Becker und Jelen gelingt im Doppel dann eine grandiose Aufholjagd nach 0:2-Satzdrückstand, der dritte Punkt ist da. Und mit ihm eine Siegesfeier, wie sie das deutsche Tennis noch nicht erlebt hat. Die Kabine verwandelt sich in ein Tollhaus, alle Augenzeugen bekommen ihre Champagnerdusche ab. Die Feiern gehen bis tief in die Nacht. „Niemand, der dabei war, wird es jemals vergessen“, sagt später der seinerzeit amtierende DTB-Präsident Dr. Claus Stauder.

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