Segeln: Partnerschaft Sport u. Wissenschaft bei Volvo Ocean Race

Volvo-Ocean-Race-Yacht “Turn the Tide on Plastic” mit Sensoren zur Ozeanbeobachtung. Foto: Jeremie Lecaudey/Volvo Ocean Race.

12.000 Kilometer liegen vor den sieben High-Tec-Rennjachten, die am vergangenen Sonntag von Kappstadt aus starteten, durch eines der anspruchsvollsten und gefährlichsten Hochseegebiete der Erde. Das GEOMAR Helmholtz-Zentrum für Ozeanforschung Kiel ist mit dabei: Forscher haben Sensoren auf der Yacht „Turn the Tide on Plastic“ installiert, die Daten zur Physik und Chemie sowie zur Mikroplastikdichte im Ozean erheben.

Am Sonntag starteten die sieben Rennyachten in den Südozean. Vor ihnen und ihren Besatzungen liegt eine der härtesten Etappen des ohnehin anspruchsvollen Volvo Ocean Race rund um die Welt. Das nächste Ziel ist Melbourne in Australien. Um die 6500 Seemeilen dorthin möglichst schnell zu überwinden, nutzen die Hochleistungssegler die teils extremen Westwinde südlich des 40. Breitengrades. Der bis zu 5800 Meter tiefe Südozean, der auch Südpolarmeer, Südliches Eismeer, Antarktischer Ozean oder Antarktik genannt wird, ist mit 20,327 Mio. km² nach dem Arktischen Ozean der zweitkleinste Ozean der Erde, doch aufgrund turbulenter Wetterlagen und eisiger Kälte doch eher menschenfeindlich.

Doch wer immer die Etappe und am Ende das gesamte Rennen gewinnt, ebenso wird es einen Erkenntnisgewinn für die maritimen Wissenschaften geben. Denn das Volvo Ocean Race hat einige der teilnehmenden Boote in diesem Jahr als Forschungsplattformen zur Verfügung gestellt. In diesem Rahmen haben Wissenschaftler des GEOMAR Helmholtz-Zentrum für Ozeanforschung Kiel und des Kieler Exzellenz-Clusters „Ozean der Zukunft“ mit Unterstützung von Volvo Cars die Yacht des internationalen Teams „Turn the Tide on Plastic“ unter Leitung der britischen Skipperin Dee Caffari mit Sensoren bestückt.

Die Geräte ermitteln  grundlegende chemische und physikalische Daten des Meerwassers sowie die Verteilung  von Mikroplastikpartikeln im Ozean. „Wir erhalten so einen einmaligen globalen Datensatz zum Zustand der Weltmeere“, sagt der Projektleiter am GEOMAR, Dr. Toste Tanhua aus der Abteilung Chemische Ozeanographie.

Schon auf den ersten beiden Etappen des Volvo Ocean Race von Alicante nach Lissabon und von Lissabon nach Kapstadt waren die Sensoren der Kieler Forscher auf dem „Turn the Tide on Plastic“-Boot im Einsatz. „Diese beiden Etappen waren für uns ein wichtiger Test, ob die Technik unter den harten Rennbedingungen funktioniert“, erklärt Dr. Sören Gutekunst, betreuender Wissenschaftler vom GEOMAR.

Eigentlich sind Unterwegs-Messungen für die Kieler Ozeanographen schon Routine. Seit etlichen Jahren haben sie beispielsweise ein regelmäßig zwischen Europa und den USA pendelndes Frachtschiff mit Sensoren bestückt. Sie messen so unter anderem Kohlendioxid und andere klimarelevante Gase im Nordatlantik. „Doch Hochsee-Rennyachten sind auf maximale Geschwindigkeit getrimmte Sportgeräte. Wir mussten unsere Geräte für das VOR also deutlich kleiner und leichter bauen, als es bei einem Frachter notwendig ist“, erklärt Dr. Gutekunst. Die neuen Instrumente entstanden in einer Kooperation mit den Kieler Firmen SubCtech und bbe Moldaenke.

Die Entwicklungsarbeit zahlt sich jetzt aus, denn die Technik hat auf den ersten Etappen des VOR ihre Bewährungsprobe bestanden. „Mit der aktuellen Etappe von Kapstadt nach Melbourne wird es für uns richtig interessant“, betont Dr. Tanhua, „denn jetzt segeln die Teams durch Gebiete des Südozeans, die kaum direkt beprobt werden, weil selbst Forschungsschiffe sie nur selten befahren.“

An einigen Etappenzielen veranstaltet das Volvo Ocean Race einen Ocean Summit, bei dem Dr. Tanhua und andere beteiligte Wissenschaftler ihre vorläufigen Ergebnisse vorstellen. In Melbourne werden die Rennsegler Ende Dezember erwartet. „Die vorläufigen Analysen der Daten und Proben aus den ersten Etappen haben bereits hohe Mikroplastikkonzentrationen gezeigt. Wir sind sehr gespannt, was wir im Südozean finden werden“, sagt Dr. Gutekunst. Die Daten fließen auch in das Horizon2020-Projekt AtlantOS ein, das eine bessere Ozeanbeobachtung im Atlantik zum Ziel hat.

Wer das VOR aus wissenschaftlicher Sicht verfolgen will, kann dies mit Hilfe eines Blogs. In „Oceanographic Observation from Volvo Ocean Race Yachts“ berichtet Dr. Gutekunst über die aktuellen Ereignisse, Veranstaltungen während des Volvo Ocean Races und die neuesten wissenschaftlichen Ergebnisse. Der Blog ist zu finden unter http://www.oceanblogs.org/oceanobsvor/ 

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