Am vierten Tag der Leichtathletik-Wettbewerbe bei den Olympischen Jugendspielen in Buenos Aires gab es in den ersten Finalentscheidungen zwei deutsche Medaillen: Stabhochspringerin Leni Freyja Wildgrube holte mit einer souveränen Vorstellung Gold. Marie Scheppan sprintete über 400 Meter zu Silber.
Am Donnerstag hatten Regen und Wind den Stabhochspringerinnen das Springen schwer gemacht. Pünktlich zur finalen Entscheidung am Sonntag schien die Sonne. Bei deutlich besseren Bedingungen zeigte U18-Europameisterin Leni Freyja Wildgrube (SC Potsdam) ihr ganzes Können und schwang sich bis über 4,17 Meter. Als einzige Vier-Meter-Springerin des Wettbewerbes stand sie schon bald als Jugend-Olympiasiegerin fest, denn sie hatte auch im ersten Wettkampf mit 3,95 Meter die stärkste Höhe vorgelegt. Die Endplatzierungen werden nach dem neuen Reglement durch Addition beider Resultate ermittelt.
Die Weißrussin Krystsina Kantsavenka mühte sich als Zweite vergebens an den vier Metern. Nach übersprungenen 3,97 Meter und zweimal gerissenen 4,02 Meter hob sie sich noch einen Versuch für 4,07 Meter auf. Auch hier fiel die Latte. In der Endabrechnung gewann sie mit 3,75 Metern aus dem ersten Wettbewerb Bronze. Die U18-Vize-Europameisterin aus Frankreich Emma Brentel musste sich mit 3,92 Meter begnügen, aufgrund ihres ersten Resultats (3,90 m) durfte sie sich dennoch über Silber freuen.
Für Leni Freyja Wildgrube war erst die anschließende neue Bestleistung von 4,27 Meter zu hoch. Danach bedankte sich die 17-Jährige bei jedem Kampfrichter und holte sich die Glückwünsche von DLV-Stabhochsprung-Teamleiterin Christine Adams ab, die sie während des Wettkampfs betreute. „Ich bin überglücklich und freue mich sehr darüber, dass ich tatsächlich die Goldmedaille gewonnen habe, die für mich schon irgendwie ein Ziel gewesen ist“, sagte die Siegerin nach dem Wettkampf. Besonders stolz sei sie auch auf ihre Leistung im Regen, denn bei sämtlichen Wettkämpfen zuvor konnte sie stets bei trockenen Bedingungen springen.
Starker Endspurt von Marie Scheppan
Bis 30 Meter vor Ende des Rennens hätten die meisten Zuschauer wohl nicht gedacht, dass Marie Scheppan noch auf den Silberrang sprinten würde. Die U18-Vize-Europameisterin lag im finalen 400-Meter-Rennen der Top Acht an vorletzter Position. Doch mit ihrer guten Ausdauer und ihrem langen Schritt schob sie sich mit dem stärksten Finish in 55,15 Sekunden noch bis auf Rang zwei nach vorne. Diese Platzierung hatte die Cottbuserin auch nach dem ersten Lauf (54,91 sec) inne, damit war ihr die Silbermedaille sicher. „Das war richtig anstrengend, aber es hat Spaß gemacht und die Medaille ist traumhaft. Ich werde mich gerne zurückerinnern“, freute sie sich nach dem Lauf.
Wie schon bei der U18-EM in Györ (Ungarn) war die Tschechin Barbora Malikova (Wettkampf 1: 54,18 sec | Wettkampf 2: 54,68 sec) zweimal unschlagbar. Nach dem Titelgewinn bei den U18-Weltmeisterschaften 2017 und den U18-Europameisterschaften 2018 gab es für die Langsprinterin mit den Rastalocken nun auch den Sieg bei den Olympischen Jugendspielen. Bronze holte Niddy Mingilishi (Sambia), die in beiden Runden (55,16 sec | 55,32 sec) die drittschnellste Zeit lief.
Kein Glück für Sophia Volkmer
Kein Happy End gab es für 800-Meter-Läuferin Sophia Volkmer (TV Wetzlar), die nach ihrer Bestzeit (2:06:92 min) – der zweitschnellsten Leistung im ersten Event – auf eine Medaillen gehofft hatte. In Runde zwei kam in einer Phase der Tempoverschärfung rund 300 Meter vor Schluss die Kenianerin Angela Ndungwa vor ihr zu Sturz. Die Hessin musste fast stehenbleiben, ausweichen und verlor den Anschluss an die vorderen Läuferinnen.
Sophia Volkmer kämpfte bis zum Schluss, ihre Konkurrentin um die Bronzemedaille Hirut Meshesha (Äthiopien; 2:06,25 min) war aber enteilt. So blieben ihr im Rennen (2:09,53 min) und im Endresultat Rang vier – wie ihrem Vorbild Konstanze Klosterhalfen (TSV Bayer 04 Leverkusen) bei den Jugendspielen 2014 in Nanjing (China) über 1.500 Meter.
Souveräne Siegerin wurde Australiens Fahnenträgerin Keely Small (Wettkampf 1: 2:05,68 min | Wettkampf 2: 2:04,76 min), die in beiden Runde die beste Läuferin war und in diesem Jahr schon an der Zwei-Minuten-Marke gekratzt hat. Von Rang vier auf den Silberplatz verbesserte sich mit der zweitbesten Zeit die US-Amerikanerin mit afrikanischen Wurzeln Athing Mu (2:08,35 min | 2:05,23 min).
Weitspringerin Saskia Woidy (LAZ Saar 05 Saarbrücken) konnte sich im Vergleich zu ihrem ersten Wettkampf (5,64 m) deutlich steigern. Nach 6,06 Metern im ersten und dritten Versuch landete die U18-EM-Vierte im vierten und letzten Durchgang bei 6,10 Metern. Das war bei der finalen Entscheidung die sechstbeste Weite, nach der Addition beider Resultate kam sie im Gesamtklassement auf Platz sieben.
Einen Zentimeter-Krimi im Rahmen der neuen Regelung gab es an der Spitze: Die Belgierin Maite Beernaert (gesamt: 12,32 m) schob sich im letzten Sprung mit der Tagesbestweite von 6,31 Metern mit einem Zentimeter Vorsprung noch auf den Goldrang vor der Ungarin Klaudia Endresz und der Österreicherin Ingeborg Grünwald, die beide auf eine Gesamtweite von 12,31 Meter kamen. Über die Medaillenfarbe entschied zu Gunsten der Ungarin die bessere absolute Weite (6,26 m) aus beiden Wettkämpfen.
Über 100 Meter Hürden lief es mit 13,75 Sekunden und Platz drei im zweiten Teilrennen bei Antonia Buschendorf (SC Magdeburg) deutlich besser als bei ihrem ersten Auftritt (14,16 sec). In Addition der Zeiten platzierte sie sich als Zehnte noch innerhalb der Top Ten. Als Siegerin beeindruckte mit 12,83 Sekunden die US-Amerikanerin Grace Stark.
Sehr zufrieden mit den Leistungen der DLV-Athletinnen am vierten Tag war U18-Bundestrainer Jörg Peter. „Leni Wildgrube hat das herausragend gemacht, ich bin sehr stolz auf sie. Auch die Silbermedaille von Marie Scheppan war toll, die 400-Meter-Läuferinnen hatten es mit dem Gegenwind auf der Zielgeraden nicht einfach“, sagte der Leiter des deutschen Leichtathletik-Teams. „Schade war der Rennverlauf für Sophia Volkmer, die fast selbst gestürzt wäre. Aber alle Athletinnen haben toll gekämpft. Es war ein schöner Tag für uns.“