„Die Werte lügen nicht.“ befand Maik Machulla zum Trainingsauftakt der SG Flensburg-Handewitt am vergangenen Montag in der Marineschule Mürwik. Der Trainer des deutschen Handballmeisters hatte Sportwissenschaftler des Arbeitsbereiches Trainings- und Neurowissenschaften der Universität Paderborn in Flensburg, um Herzfrequenzen, Blutwerte, Sprunghöhen und Laufgeschwindigkeiten zu messen und damit Basisdaten für die Trainingsarbeit der kommenden Saison zu erhalten.
Die Sportwissenschaftler bewerteten gemeinsam mit dem Trainerteam der SG die Testergebnisse, um für jeden Spieler individuelle Empfehlungen abzuleiten. „Wir wollen helfen, die Leistungen jedes einzelnen Spielers gezielt weiterzuentwickeln, sie im Wettkampf besser zu machen. Dabei wollen wir die Daten nutzen, um neue Erkenntnisse zum Belastungs- und Verletzungsmanagement zu generieren und wissenschaftlich abzusichern“, erklärt Prof. Dr. Jochen Baumeister von der Universität Paderborn.
Maik Machulla und seinem Trainerteam gibt diese Beratung wichtige neue Impulse für die Trainings- und Belastungsgestaltung: „Die Diagnostik und Beratung durch Jochen Baumeister und sein Team ist für unsere Trainingspraxis ungemein hilfreich, nicht nur, um die momentane Leistung zu erfassen, sondern um die Entwicklung der Spieler nachhaltig zu verbessern. Schon im vergangenen Jahr haben wir gesehen, dass wir so die Trainingsprozesse individueller können“.
Die Sportwissenschaftler wollen neben dem Herz-Kreislauf-System und dem Bewegungsapparat in der kommenden Saison besonders auf das zentrale Nervensystem achten. Vom Gehirn aus werden alle Bewegungen gesteuert. Es ist ein sehr dynamisches Organ und seine Funktionen können ebenso wie die von Muskeln trainiert werden.“ Das Nervensystem steht auch bei einem schon in der Meistersaison 2017/2018 zum Einsatz gekommenen Diagnostik Tool zur Messung der Handlungsschnelligkeit im Mittelpunkt: dem Speedcourt. Hier werden kognitive und motorische Reaktion gemessen und trainiert, um die Spieler „in Kopf und Beinen“ schneller zu machen und vor Verletzungen zu schützen. Baumeister ist insbesondere an den Daten zur Handlungsschnelligkeit vor und nach Verletzungen interessiert. „Mit dem Speedcourt können wir das SG Medical-Team unterstützen, gemeinsam mit dem Trainerteam bessere „Return to play“ Entscheidungen zu treffen, Spieler wieder in den Trainingsbetrieb zu integrieren und das Risiko einer Wiederverletzung zu verringern“, so Baumeister.
Innerhalb des Departments Sport & Gesundheit der Universität Paderborn besteht die Arbeitsgruppe seit der Besetzung des Lehrstuhls „Trainingswissenschaften mit neurowissenschaftlichem Schwerpunkt“ zum 1. April 2018 mit Prof. Dr. Jochen Baumeister und beschäftigt sich aus einer neurophysiologischen Perspektive mit dem Zusammenhang von Gehirn und Sport zur Wiederherstellung und dem Erhalt von Gesundheit und der Entwicklung von Leistung. Handlungsfelder sind vor allem Leistungsentwicklung, Rehabilitation und Prävention von Sportverletzungen sowie durch Betreuungsaktivitäten von Athleten und Sportteams in Deutschland (Fußball- und Handball-Bundesliga) und Norwegen (Biathlon, Skispringen und nordische Kombination) auch das Beanspruchungs- und Verletzungsmanagement im Leistungssport. Die Kooperation zwischen der SG Flensburg Handewitt, der Akademie Flensburg als Nachwuchsleistungszentrum der SG und Prof. Baumeister und seinem Team besteht seit der Saison 2017/2018.