Running: Ziemlich beste Zeiten

Fast hätte Mary Keitany am Sonntag beim New York-Marathon einen neuen Streckenrekord aufgestellt. Die 36-Jährige triumphierte in 2:22:48 Stunden und lief die zweitschnellste Zeit in der Geschichte des Rennens. Bei den Männern gewann Lelisa Desisa in ebenfalls hochklassigen 2:05:59 Stunden in einem Herzschlagfinale den prestigeträchtigsten Marathon der Welt.

Nach zwei Dritteln der Strecke machte Mary Keitany am Sonntag beim 48. New York-Marathon ernst. Die Kenianerin erhöhte das Tempo deutlich, lief mehrere Kilometer in etwa 3:05 Minuten und schüttelte die verbliebenen Konkurrentinnen Rahma Tusa und Halbmarathon-Weltmeisterin Netsanet Gudeta (beide Äthiopien) scheinbar mühelos ab.

Bis zum Ziel im Central Park baute die 36-Jährige ihren Vorsprung immer weiter aus und lief in 2:22:48 Stunden zu ihrem vierten Sieg beim prestigeträchtigsten Marathon der Welt. Nur Norwegens verstorbene Lauf-Legende Grete Waitz hat mit neun Siegen häufiger in New York gewonnen als die Kenianerin. Den 15 Jahre alten Streckenrekord von Margaret Okayo (Kenia) verpasste Mary Keitany nur um 17 Sekunden.

Also Lohn gab’s für die nun viermalige New York-Siegerin neben dem Preisgeld von 100.000 US-Dollar für den Sieg einen Zeitbonus von 45.000 US-Dollar. Die zweite Hälfte lief die Weltrekordlerin in reinen Frauen-Rennen bei perfekten Marathonbedingungen in überragenden 66:58 Minuten und war damit fast neun Minuten schneller als auf der „gemütlichen“ ersten Hälfte (75:50 min). Ein Beweis ihrer absoluten Ausnahmeklasse.

Ihre 10-Kilometer-Abschnitte wurden mit 37:07, 35:02, 31:33 und 31:47 Minuten gestoppt. Für die finalen 2,195 Kilometer benötigte sie 7:19 Minuten. Den 10-Kilometer-Abschnitt zwischen 25 und 35 lief die Kenianerin sogar in 30:53 Minuten. „Ich wollte am Anfang nicht zu schnell angehen. Ich wollte mich wohlfühlen, um für die letzten Kilometer noch genug Kraft zu haben“, sagte Mary Keitany. Beim London-Marathon im April war es ihr nämlich so ergangen. Nach einer schnellen ersten Hälfte lag sie auf Weltrekordkurs und verlor auf den finalen Kilometern etliche Minuten.

Hinter Mary Keitany entwickelte sich ein spannendes Rennen um die weiteren Podiumsplätze. Am besten hatte sich Vivian Cheruiyot ihre Kräfte eingeteilt. Die London-Siegerin arbeitete sich auf den finalen zehn Kilometern auf Platz zwei nach vorn und hielt diesen Rang bis ins Ziel (2:26:02 h). Platz drei sicherte sich Titelverteidigerin Shalane Flanagan (USA; 2:26:22 h). Beide belohnten sich mit einem Preisgeld in Höhe von 70.000 bzw. 50.000 US-Dollar. Dahinter folgten Molly Huddle (USA), die mit 2:26:44 Stunden Bestleistung lief, Rahma Tusa (Äthiopien; 2:27:13 h) und Boston-Siegerin Desiree Linden (USA; 2:27:51 h). „Ich bin stolz darauf, dass ich im Rennen immer gekämpft habe. Es gab einige harte Momente. Aber das Kämpfen hat sich ausgezahlt“, sagte eine sichtlich gerührte Shalane Flanagan im Ziel.

Bei den Männern fiel die Entscheidung um den Sieg deutlich später als bei den Frauen. Noch nach Kilometer 40 wechselte die Führung. Das beste Ende hatte Lelisa Desisa für sich. In einem Herzschlagfinale setzte sich der Äthiopier mit 2:05:59 Stunden (Erste Hälfte: 63:57 min, zweite Hälfte: 62:02 min) und der zweitschnellsten Zeit der New York-Geschichte mit zwei Sekunden Vorsprung auf seinen am Ende stark aufkommenden Landsmann Shura Kitata durch. Nur Streckenrekordler Geoffrey Mutai (Kenia; 2:05:06 h) war 2011 schneller. „Ich bin überglücklich gewonnen zu haben. Danke New York!“, sagte Lelisa Desisa, der vor drei Jahren schon den Boston-Marathon gewonnen hatte.

Geoffrey Kamworor verpasst Titelverteidigung

Für seinen ersten New York-Sieg mit Top-Zeit kassierte Lelisa Desisa wie Frauen-Siegerin Mary Keitany 145.000 US-Dollar. Rang drei ging an den lange Zeit führenden Geoffrey Kamworor (Kenia; 2:06:26 h). Der Halbmarathon-Weltmeister konnte seine Grundschnelligkeit auf dem letzten Kilometer nicht zeigen und musste das äthiopische Duo ziehen lassen. Für den Trainingspartner von Weltrekordler Eliud Kipchoge war es die erste Niederlage im Jahr 2018.

Die weiteren Plätze gingen an Tamirat Tola (Äthiopien; 2:08:30 h) und Daniel Wanjiru (Kenia; 2:10:21 h). Schnellster US-Amerikaner war Jared Wared in 2:12:24 Stunden auf Platz sechs. Der 43-jährige Bernard Lagat, ehemaliger Weltmeister über 1.500 und 5.000 Meter, blegte bei seinem Marathondebüt mit 2:17:20 Stunden Platz 18. Beim New York-Marathon waren mehr als 50.000 Läufer aus 137 Nationen am Start.

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